[caption id="attachment_2152" align="alignright" width="250"] Foto: K.-J. Pazzini[/caption]
Die PsyBi bietet ihren Mitglieder*innen, Freund*innen und jeder*m, die*er an Psychoanalyse interessiert sind, die Gelegenheit, Ideen oder Texte, an denen sie arbeiten, vor- und zur Diskussion zu stellen, Hinweise zu erhalten und Kritik zu nutzen; es bietet auch die Möglichkeit, als Gesprächspartner*in teilzunehmen und die Arbeit der anderen zu besprechen.
Grundlage der gemeinsamen Arbeit ist hierbei kein fertiger Vortrag, sondern eine schriftliche Skizze, ein in Arbeit befindlicher Aufsatz oder irgendein anderer Entwurf zu Entstehendem.
Folgende Spielregeln sollen gelten:
Wer etwas vorstellen möchte, möge sich bitte mit einer ganz kurzen Beschreibung (Titel, 2-3 Sätze) anmelden. Zwei Wochen vor dem Termin (25. November) können dann bis zu 10 Seiten zur Vorstellung der im Werden befindlichen Idee eingereicht werden.
Auch diejenigen, die, ohne selbst etwas vorzustellen, teilnehmen möchten, sind gebeten, sich anzumelden. Auch spontane Teilnahme ist erwünscht. Alle Teilnehmer*innen – Vorstellende oder diskutierend Interessierte – erhalten dann die zu besprechenden Texte ein bis zwei Wochen vor dem Termin.
Pro Termin werden maximal vier Projekte vorgestellt.
Beim Treffen selber sprechen diejenigen, die etwas eingereicht haben, ca. 15 Minuten zu ihrem Vorhaben; anschließend 30 Minuten Gespräch; Pause; usw.
Zunächst ist daran gedacht, eine solche Veranstaltung zwei Mal im Jahr anzubieten.
Organisation & Anmeldung: Karl-Josef Pazzini (pazzini@gmx.de)
Bisher für das Treffen am 7. Dezember gemeldete Beiträge:
Mai Wegener: Zur sexuellen Basis der Familie
Die Infragestellung der Institution 'Familie' durch die Möglichkeiten der Reproduktionstechnologie und den gewandelten kulturellen Umgang mit der Geschlechtlichkeit, die unter anderem zur rechtliche Neudefiniton der Ehe geführt haben, geht die Psychoanalyse unmittelbar an. Nicht, weil ihr ein spezifisches Familienmodell zu Grunde läge (wie Freuds Ausführungen zum Ödipuskomplex nahe legen können), sondern weil die Psychoanalyse an der Befragung und Infragestellung der Familie von Anfang an ihren Anteil hatte. Sie zeigte, dass die Basis, auf der sie beruht, eben die Kraft ist, die sie sprengt: die sexuelle Relation. Ich möchte daher - mit Freud und Lacan - von der sexuellen Basis der Familie sprechen und mich von dort her der Krise der Plätze 'Vater', 'Mutter', 'Kind' nähern.
Katrin Becker: Zug um Zug - Schreber auf dem Spielfeld zwischen juridischem und medizinischen Diskurs
"Die Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken", geschrieben von dem Juristen Daniel Paul Schreber und damit auch verortet im juristischen Prozess um die Entmündigung Schrebers als psychiatrischen Anstaltspatienten, ist ein Ausgangspunkt der vorzustellenden Arbeit. Die Denkwürdigkeiten bilden ein Scharnier zwischen juridischem und medizinischem Diskurs, das dem Verfasser Schreber zu einer Strategie wird, die ihm letztlich ermöglicht, in seinem Entmündigungsprozess ein Urteil zu seinen Gunsten zu erwirken. Das Strategische besteht eben auch in einer Übersetzungsarbeit zwischen medizinisch-psychiatrischem und juridischem Diskurs, die zugleich immer wieder mit der Unübersetzbarkeit zwischen beiden konfrontiert ist. Zum Umgang mit diesem Ringen um Übersetzbarkeit und dem Erfolg der Rekonstituierung Schrebers als Rechtssubjekt ist es nötig, die Übertragungen zu untersuchen, die als ein Fundament in der strategischen Argumentation in diesem juristischen Prozess aber auch als Koordinaten der Subjektpositionierung auf dem Spielfeld zwischen den beiden Diskursen betrachtet werden können.
Moritz Senarclens de Grancy: „Der heißeste Wunsch der Menschheit“ – Entwurf einer Zukunftspsychologie zwischen regredienten Mustern und dem Ausloten von Freiheitsgraden
Was lässt sich der Psychoanalyse zum Thema Zukunft entnehmen? Diese Frage mag verblüffen, da die Psychoanalyse eher dafür bekannt ist, die Vergangenheit und nicht die Zukunft zu explorieren. Dessen ungeachtet hat das Wissen um den Wert von Phantasien zur Zukunft Freud durchaus beschäftigt und ihn etwa zu seiner berühmt gewordenen Schrift Die Zukunft einer Illusion (1927c) angeregt. • Das Schreibprojekt widmet sich den zukunftsweisenden Elementen der Psychoanalyse und sucht nach einer analytischen Formel des Künftigen. Hierfür fokussiert er auf den Aspekt der Wiederholung sowie auf den Wunsch als die Imagination eines Begehrens, das nicht nur auf den anderen gerichtet ist, sondern sich im Feld des anderen über diesen hinaus auch eine Zukunft zu verschaffen weiß.