Zu Raymond Depardons Film „12 Tage“ (2017, FR)
Filmdiskussion
Moderation: Katrin Becker, Karl-Josef Pazzini
Eintritt: 10/5 €
Psychiatrische Patienten und Patientinnen, die in Frankreich zwangseingewiesen werden, müssen dem Gesetz nach 12 Tage nach ihrer Einweisung vor einen Richter/eine Richterin treten. Diese/r beurteilt, ob die Zwangseinweisung rechtmäßig war oder nicht. Dabei dürfen sich die Patient/innen vor dem/der Richter/in äußern. Dieses Sprechen dokumentiert Depardons Film. Zutage tritt dabei die Gewalt, die erlitten wird (sei es durch die Institution Psychiatrie oder durch das eigene Leid), aber auch die Gewaltsamkeit des Urteils der Justiz. Das Gesetz wurde 2013 erlassen, um das Agieren der psychiatrischen Anstalten besser kontrollieren und überprüfen zu können – eine Unterwerfung der Psychiatrie in ihrer Machtausübung, die im Film jedoch bezeugt, welches Machtgefälle zwischen Institution und Patient/innen besteht und oftmals kein Sprechen zulässt oder hört. Vor der richterlichen Instanz entsteht nun ein Raum eines Hörens der Ungehörten aber auch des Dilemmas der Gewalt. „Sie sind wie Poeten in ihrem Bemühen, sich auszudrücken und mit dem, was sie zu sagen haben, ernst genommen zu werden. Was sie sagen, sind echte Wahrheiten.“ (Raymond Depardon, taz-Interview vom 13.06.2018)