Mit Venus im Pelz hat Leopold von Sacher-Masoch nicht nur die Literaturwelt aufgewühlt, sondern auch die nachfolgenden Generationen von Psychoanalytiker*innen vor eine Denkaufgabe gestellt: Wie ist das Verhältnis zwischen dem literarischen Werk einerseits und der Praxis des Masochismus andererseits zu denken? Wie und inwiefern spiegelt sich also der Masochismus in Venus im Pelz wieder? Der Vortrag stellt sich diesen Fragen und versucht mit ihnen zugleich eine Hausaufgabe (frz. devoir) zu bearbeiten, die Jacques Lacan seinen Lesenden in Kant avec Sade vorschlägt. Diese besteht darin, sich mit dem enigmatischen Schema 2 zu beschäftigen, das – so die Hauptthese dieses Vortrages – als Schema des Masochismus gelesen werden kann.
Ausgehend von Venus im Pelz soll also der Weg zu Lacans Schema 2 geebnet werden. Um einen gemeinsamen Ausgangspunkt zu wählen, soll zunächst allen Zuhörenden die Romanhandlung kurz in Erinnerung gerufen werden. Als erster Zwischenstopp muss ein Halt bei Freuds Schrift Das ökonomische Problem des Masochismus gemacht werden. Hiermit ausgerüstet kann die Bergetappe in Angriff genommen und damit zur Interpretation von Schema 2 vorangeschritten werden. Das Ziel ist dabei einerseits durch Venus im Pelz die algebraischen Notationen dieses Schemas mit Leben zu füllen und andererseits durch diese lacansche Lesart einen tieferen Zugang zum Werk zu bekommen. Da dem masochistischen Vertrag sowohl im Werk als auch in der vorgetragenen Interpretation, eine zentrale Rolle zukommen, wird ein letzter Exkurs die vorgestellten Überlegungen abrunden, um damit das Gipfelkreuz zu erreichen.