Start einer Auseinandersetzung um Sprache, Übersetzung und Large Language Models (LLMs). Im Sommer 2025 kann’s weitergehen. Martin Warnke sucht eine Verbindung zwischen Benjamins Sicht aufs Übersetzen als intellektueller Arbeit und Übersetzungsmaschinen. LLMs wie ChatGPT – »künstliche Intelligenz« – generieren Texte, die täuschend echt wirken. Diese Systeme werden aufgrund ihrer netzförmigen Architektur oft biologisch mit dem menschlichen Gehirn verglichen. Sie basieren aber mehr auf einem sprachtheoretischen Ansatz, beeinflusst von Walter Benjamins Theorien und aus Textauslegungstechniken der jüdischen Kultur, der Kabbala und der Linguistik Zellig Sabbetai Harris’. Harris entwickelte eine statistische Sprachtheorie, die erst jetzt durch neuronale Netze maschinell realisierbar wurde. Eine kritische Betrachtung fragt: Was sind das für Systeme, die nur in der Sprache sind und die keine Welt haben? Martin Warnke ist Professor für digitale Medien und Kulturinformatik an der Leuphana Universität Lüneburg und Direktor der DFG-Forschergruppe „Medienkulturen der Computersimulation“.