Während eine an Lacan orientierte Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Frankreich durch Françoise Dolto eine kreative wie durchsetzungsfähige Vorreiterin gefunden hat, tritt sie in Deutschland noch relativ wenig in Erscheinung. Lacan selbst hat sich von Klassikern der Kinder- und Jugendanalyse – seien es Siegfried Bernfeld, Anna Freud, Melanie Klein oder Donald Winnicott – inspirieren lassen. In der Auseinandersetzung mit verschiedenen Autoren stellen wir die Theorie unter Einbezug neurowissenschaftlicher, ethnologischer und historischer Forschungen an unseren Erfahrungen auf die Probe, um unsere Grundsätze und Orientierungspunkte einer psychoanalytisch orientierten Sozialarbeit zu formulieren.
Im 3. Zyklus des Kinderseminars widmen wir uns insbesondere Texten des Kinder- und Jugendanalytikers, Sozialarbeiters und Philosophen Achim Perner (1953-2013). Diese verstehen Psychoanalytische Sozialarbeit nicht als Fürsorge für einige an die Ränder unserer Gesellschaft verdrängte Marginalisierte, sondern als Arbeit an den Knotenpunkten des sozialen Bandes selbst, von dem Subjekt und Gesellschaft durchwoben ist. Damit wird die Frage nach der politischen Dimension und Implikation der Lehre vom Unbewussten laut.
Die Sitzungen des KINDERSEMINARS bauen aufeinander auf, können aber auch einzeln wahrgenommen werden. Für Auswärtige ist auf Anfrage eine Teilnahme via ZOOM möglich.
Zum Novembertermin sprechen wir ausgehend von dem Text „Über die Zeit als strukturierendes Moment im Unterricht mit autistischen Kindern“ (2001) von Achim Perner über Dimensionen von Zeitlichkeit in der Sozialen Arbeit und in der Psychoanalyse. In beiden Praxen ist die miteinander „geteilte Zeit“ Bedingung für die Erfahrung von Kontinuität, Wiederholung, Differenz und Veränderung. Der Text wird bei Anmeldung zur Verfügung gestellt.