
Die Herausstellung von Sades Kantianismus und von Kants Sadismus sind ein Zug dieses Textes von Lacan, aber weder das Einzige, was er über die beiden Autoren zu sagen hat, noch erschöpft sich darin, was der Text überhaupt zu bieten hat: zur Stimme, zur Struktur des Phantasmas, zum Zweiten Tod, zum Verhältnis von Genießen, Gesetz und Begehren… Lacans Text hat (etwa bei Bernhard Baas und Jean Allouch, um nur diese beiden Pole zu nennen) extrem unterschiedliche Lektüren erfahren, in deren Gegeneinanderhalten ich einige Präzisierung gewinnen möchte. Mich interessiert (nicht originell, aber insistent) besonders die Frage von Lust und Grausamkeit.
Mai Wegener ist Psychoanalytikerin in freier Praxis und Kulturwissenschaftlerin, sie ist Mitherausgeberin der Zeitschrift RISS. Sie hat 1997 den Psychoanalytischen Salon Berlin miteröffnet und 2011 die Psychoanalytischen Bibliothek Berlin (PsyBi); war an verschiedenen Einrichtungen, wie der KHM in Köln und dem ZfL in Berlin tätig. 2001 promovierte sie bei Friedrich A. Kittler an der HU Berlin mit einer Arbeit zum psychischen Apparat bei Freud und Lacan: Neuronen und Neurosen (München 2004).