Diskussion: Katrin Becker
Ausgehend von Monique Wittigs Vorschlag, die Markierung des Geschlechts verschwinden zu lassen, sowie von den letzten gesellschaftlichen Entwicklungen rund um das "dritte Geschlecht" und um das Gender-Sternchen, möchte ich das wiederholte Argument der Entnaturalisierung diskutieren und zeigen, inwiefern bestimmte Vorschläge selber eine Naturalisierung praktizieren mögen/müssen, da wo sie sich jedoch als überholt erklärt und widerlegt angibt. Das Wort "natürlich" trägt in diesem Felde Verwirrungen mit sich, die versucht werden sollen zu deklinieren. Diese andere Naturalisierung zeigt sich u.a. als überbieterische Strategie gegenüber den existierenden Normen (jene, die entnaturalisiert werden sollten), als unhinterfragte Spaltung zwischen einem radikalen Konstruktivismus und einer evidenzbasierten positivistischen Wissenschaft - oder gegebenenfalls als Nähe zum Transhumanismus. Freuds Ansatz zum Rätsel des Geschlechterunterschieds (und nicht zum essentialisierten Unterschied) mag hingegen eine heuristische Dimension aufrechterhalten.
Eintritt: 10/5€