
Samstag, 10. Mai, 9:30 – 11:00 Uhr:
Catherine Muller wird über ihr Buch „Freud und Napoleon*. Der Geschwisterkomplex“ sprechen. In einem Brief von 1936 an Thomas Mann spricht Freud über das Werk des Schriftstellers „Joseph und seine Brüder“, dessen Lektüre eine Interpretation von Napoleons Bruderkomplex wiederbelebt hat, die er bereits viele Jahre zuvor ausgearbeitet hatte. In einer fesselnden Investigation verknüpft Catherine Muller die biografischen Elemente Napoleons, seine Liebesbriefe, den Familienroman und die biblische Erzählung von Joseph, um schließlich das zu umreißen, was sie als Napoleons Bruderkomplex bezeichnen wird. Indem sie in Freuds Schriften all die Auslassungen, Widersprüche und Verwirrungen aufspürt, die bei dieser Interpretation auftauchen, enthüllt sie die Wirkung, die der Vorname Joseph auch auf Freud hatte.
*„Freud und Napoleon. Le complexe fraternel“, Campagne Première Verlag, 2022 wurde 2023 mit dem Prix Œdipe ausgezeichnet.
Samstag 10. Mai, 11:30 – 13:00 Uhr:
Der französische Psychoanalytiker und Philosoph Patrick Guyomard hat sich intensiv mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Jean Laplanche und Jacques Lacan befasst. Im Jahr 2024 erschien unter der Leitung von Jacques André und Patrick Guyomard das Buch „Jean Laplanche. De Lacan à Freud“, bei den Presses Universitaires de France (PUF).
Die Tatsache, dass die Rezeption Lacans in Deutschland offenbar häufig über die Texte Laplanches verläuft, gibt uns hier Anlass zum Nachdenken. Es gibt eine Anziehungskraft für einen scheinbar „einfacheren“ Zugang zu Lacans Denken. Aber um den Preis welcher Verzerrungen?