Lesung & Gespräch
Zeit: Montag, 01.08.2022, 20 – 22 Uhr
Moderation: Alex Janda, Mai Wegener
Die Veranstaltung findet ausschließlich vor Ort statt und wird nicht übertragen!
"Aus der individuell gestrickten Not des Patienten hatte die Psychoanalyse scheinbar eine praktische Tugend gemacht. Es war ihr gleich, mit welchem Stoff der Patient begann, die Wahl desAnfangspunktes war ihm selbst überlassen. Und mehr noch: Der Patient sollte vom Psychoanalytiker geradezu ermuntert werden, keine noch so kleine gedankliche Verästelung auszulassen und sich ja nicht zum vermeintlich roten Faden seiner Rede zurückzurufen. Was für den Patienten nicht dahin gehörte, gehörte für den Psychoanalytiker erst recht dahin."
Diese Zeilen stammen aus dem Text „Einige Landesgrenzen weiter östlich, von hier aus gesehen“ (2022), mit dem der deutsch-rumänische Lyrikers Alexandru Bulucz den zweiten Platz des diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Preises - und damit den Deutschlandfunkpreis 2022 - gewann.
In unschließbaren Zirkeln kreisen die Gedanken des Erzählers um Themen wie Heimatlosigkeit, Todesbewußtsein, Selbstmord, und das unstillbare Verlangen eines Mittelmäßigen.
Nicht nur Freud und die Erfindung der Psychoanalyse fanden Eingang in die Erzählung, der Text erinnert selbst an freie Assoziationen und besticht trotzdem durch eine präzise Grammatik, welche die Juryvorsitzende Insa Wilke zurecht als "komplexere syntaktische Gefüge" bezeichnete, in denen "die Gestaltung der Sprache bereits die semantische Ebene ist".
Alexandru Bulucz wird - umkreist von den wachen Ohren der Schriften Freuds - seinen Text in den Räumen der Psychoanalytischen Bibliothek Berlin lesen, um danach mit uns darüber zu sprechen. ----
Preis: 10 € / ermäßigt 5 €