Shulamit Almut Bruckstein spricht in Ihrem Essay vom Rückzug talmudischer Denkweisen nach einem unermesslichen Desaster (Jalal Toufic) und von der Verschiebung a-topischer Denkwege talmudischer Gelehrsamkeit in die theoretischen wie klinischen Räume der Psychoanalyse. Der psychoanalytische Diskurs, vielleicht der jüdischste aller zeitgenössischen Diskurse, zeigt sich dabei zugleich als der, welcher das talmudische Regelwerk zu Liebe und Tod, Sprache und Begehren durch den Vollzug dieser Verschiebung am gründlichsten versiegelt hat. Dabei zeigt sich, dass insbesondere das talmudische Regelwerk zum (sexuellen) weiblichen Begehren zu den von der psychoanalytischen Eroberung zutiefst verdrängten Topoi des talmudischen Diskurses gehört. Bruckstein zeichnet die Aporien einer Vergessens-Geschichte nach, den Verrat eines archaischen Versprechens (Geneviève Morel), der am Platz des Analytikers im Herzen der Psychoanalyse selbst stattfindet.
Im Anschluss von Lesung und Diskussion ist Gelegenheit zum Gespräch bei einem Aperó.
Almut Sh. Bruckstein, a.k.a. house of taswir. www.taswir.org
Essay von Almut Sh. Bruckstein
Design: Ernst und Mund, Leipzig
Herausgegeben von Gesine Palmer
Sonderheft #5, Berlin
November 2022