Ausgehend von Zitaten aus Schriften von Freud und Lacan möchte diese Veranstaltung Elemente vorstellen, aus denen Psychoanalyse immer wieder aufs Neue entsteht und mit denen in ihr weitergearbeitet werden kann. Lacan und Freud markieren hier eine Art des Anfangs, nicht den letzten Schluss. Andere, die auf ähnliche Art elementare Momente der Psychoanalyse formulieren, kommen ebenfalls zu Wort.
Die Veranstaltung wendet sich an alle, die eine Einführung in Psychoanalyse suchen, an Anfänger*innen, aber genauso an diejenigen, die eine Chance ergreifen wollen das, womit sie arbeiten, noch einmal anders zu hören.
Wir können wegen der anhaltenden Wirkung der Corona Pandemie nicht abschätzen, wie sich die Situation entwickeln wird. Deshalb haben wir zunächst vor, die Veranstaltungen per ZOOM durchzuführen, was sich aber ändern kann. Wir bitten um einen Blick auf unsere Homepage (psybi-berlin.de)
Wir bitten um Anmeldung zu einzelnen oder gleich allen Veranstaltungen, damit wir gegebenenfalls einen Link für die ZOOM-Teilnahme zusenden können. Freigeschaltet wird, wer seinen Beitrag gezahlt hat. (Kto.-Nr. siehe unten)
Anmeldung bitte an Maria Hintermeier: maria@hintermeier.biz
Anmeldungen sind bis 18.00 Uhr am Tag der Veranstaltung möglich!
An den einzelnen Terminen beginnen wir jeweils mit einer halbstündigen Einleitung zum Thema. Darauf folgt eine gemeinsamen Lektüre und ein Gespräch.
Rhythmus: Vierzehntägig
Dienstags 20.00 bis 21.30 Uhr
Kosten pro Termin € 10 / ermäßigt € 5 / Studierende frei
Berliner Volksbank Konto-Nr. DE52100900002326311009; BIC: BEVODEBBXXX.
Format: je nach Entwicklung der Ansteckungsgefahren: vorerst Zoom, dann Hybrid
Veranstalter: Marcus Coelen, Karl-Josef Pazzini, Mai Wegener
22.06
Versprecher
Ioanna Kostopoulou
»Sie sehen ein, solange man nicht diese Frage beantwortet, den Effekt des Versprechens aufklärt, bleibt das Phänomen nach seiner psychologischen Seite eine Zufälligkeit, mag es auch eine physiologische Erklärung gefunden haben. Wenn sich mir ein Versprechen ereignet, könnte ich mich offenbar in unendlich vielen Weisen versprechen, für das eine richtige Wort eines von tausend anderen sagen, ungezählt viele Entstellungen an dem richtigen Wort vornehmen. Gibt es nun irgend etwas, was mir im besonderen Falle von allen möglichen gerade die eine Weise des Versprechens aufdrängt, oder bleibt das Zufall, Willkür und läßt sich zu dieser Frage vielleicht überhaupt nichts Vernünftiges vorbringen?«
Freud, S., Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, Gesammelte Werke, Band XI, Frankfurt/Main 1944, S. 25.
»Jemand, der mir nicht zu fernsteht, machte die Bemerkung bezüglich der Zunge, insofern sie das Instrument des Sprechens bezeichnet, dass es auch die Zunge sei, die die sogenannten Geschmackspapillen trägt. Nun gut, komme ich, werde ihm hiermit erwidern Komma, dass es nicht umsonst so ist, dass das, was man sagt, lügt (ce qu'on dit ment / Wortspiel mit condiment, Würze [Anm. d. Ü]). Sie haben die Güte zu lachen, aber das ist nicht komisch, denn letztendlich haben wir nur dies, das Äquivoke, als Waffe gegen das Sinthom.«
Lacan, Jacques (2017): Das Sinthom. Das Seminar, Buch XXIII (1975-1976). (Übers. Mitelman, Myriam; Dielmann, Harold). Wien: Turia + Kant, S. 16f
06.07.
Faden und Buchstaben
Schosseler-Prum (Berlin)
»Eines Tages machte ich dann die Beobachtung, die meine Auffassung bestätigte. Das Kind hatte eine Holzspule, die mit einem Bindefaden umwickelt war. Es fiel ihm nie ein, sie zum Beispiel am Boden hinter sich her zu ziehen, also Wagen mit ihr zu spielen, sondern es warf die am Faden gehaltenen Spule mit großem Geschick über den Rand seines verhängten Bettchens, so daß sie darin verschwand, sagte dazu sein bedeutungsvolles 0 – 0 – 0 – 0 - und zog dann die Spule am Faden wieder aus dem Bett heraus, begrüßte aber deren Erscheinung jetzt mit einem freudigen ›Da‹.« Sigmund Freud: Jenseits des Lustprinzips. GW 13, S.12
« Le voeu que je formerais, par exemple, d’être lu un jour convenablement. Mais pour ça, pour que ça vaille, il faudrait d’abord qu’on développe – qui s’y emploierait, à cette interprétation -, développe ce que j’entends : que la lettre porte pour arriver toujours, je dis, à sa destination. » (enregistement) ( p.116 Seuil)
»Den Wunsch, den ich artikulieren würde, zum Beispiel, eines Tages angemessen gelesen zu werden. Aber dafür, damit das gut wird, müsste derjenige, der sich damit auseinandersetzt, zuerst etwas entwickeln – und zwar, was ich unter dem verstehe, dass „la lettre“ / der Buchstabe trägt, um immer, sage ich, an seine Bestimmung zu gelangen.« (Übers. GSP)
« l’écrit qui se fabrique du langage pourrait peut-être, être matériel de force à ce que s’y changent nos propos. Je ne vois pas d’autre espoir pour ce qui actuellement s’aiguise.» (p. 126 Seuil)
»Das Schreiben/ die Schrift, das/die sich aus dem Sprechen/ der Sprache, aufbaut, könnte vielleicht Material sein, das die Kraft hätte, unsere Absichten verändern zu könnten.«
Jacques Lacan: Lituraterre du 12 mai 1971 (enregistement) et dans Sem.XVIII D’un discours qui ne serait pas du semblant, p. 113 Seuil) (Übers. GSP)
Veranstaltung:
27.04: Das Ding, Peter Widmer (Zürich)
11.05: Körper, Avi Rybnicki (Tel Aviv)
25.05: Widerstand, Camilla Croce (Berlin)
08.06: Übersetzung, Judith Kasper
22.06: Versprecher, Ioanna Kostopoulou (Berlin)
06.07: Faden und Buchstaben, Georgette Schosseler-Prum (Berlin)
20.07: Phallusmädchen, Nadine Hartmann (Berlin)